Politik trifft Ehrenamt

Auf Einladung des Kreisjugendring Sigmaringen, traf am 29.09.22 in der Ruine Hornstein Politik auf Ehrenamt. Ausgangpunkt der Diskussion war die Umfrage des Kreisjugendrings, bei den ehrenamtlich Tätigen im Landkreis, die mit einem Rücklauf von über 300 sehr aussagekräftig ist. Zentrale Aussagen der Umfrage: Die Tendenz des Engagements ist fallend, die Motivation leider auch. Grund genug, sich mit Verantwortlichen aus der Politik zusammenzusetzen und über die Zukunft zu diskutieren. Einigkeit herrschte darüber, dass das Ehrenamt für das soziale Miteinander unersetzlich ist. Wie aber kann es gelingen, wieder mehr Leute in die häufig verwaisten Ämter im Vereinsvorstand oder beim Jugendtraining zu bewegen? Darüber diskutierten unter anderem Andrea Bogner-Unden (Grüne, MdL), Matthias Bohner (CDU), Dr. Björn Brenner (FDP) sowie die Kreisräte Fiona Skuppin (Grüne), Johannes Kretschmann (Grüne) und der Sozialdezernent des Landkreises, Torsten Schillinger.

Die Umfrage bei den Ehrenamtlichen sollte die „gefühlte“ Situation, dass es im Ehrenamt an jeder Ecke hakt, objektivieren. Das ist gelungen und das Ergebnis ist glücklicherweise nicht so drastisch wie befürchtet. Verglichen mit den Zahlen der letzten Befragung des Kreisjugendrings aus 2014 ist die Not der Vereine tatsächlich größer und die Motivation der Ehrenamtlichen niedriger geworden. Das ist zwar ein Alarmsignal aber noch kein Notstand, der sich hier ablesen lässt. Aber: Es muss etwas passieren, damit der Trend gestoppt oder gar umgedreht werden kann.

Eine Fülle von Faktoren scheinen die jetzige Situation zu befeuern: Corona spielt eine große Rolle, noch größer scheint aber die Zunahme der Verwaltungsaufgaben zu sein. „Bürokratie“ steht ganz oben auf der Liste der Ärgernisse für die Vereine. Sicher sind viele der Vorgaben sinnvoll und notwendig, eine „Entrümpelung“ wäre aber dringend angesagt, damit den ehrenamtlich Tätigen die Zeit für ihr Hobby, das sie im Verein verfolgen, bleibt – und damit die Motivation für das Engagement. Dazu kommen noch weitere Gründe, wie z.B. die demografische Entwicklung oder die Ausweitung der schulischen Unterrichtszeiten, die sich vor allem bei den älteren SchülerInnen bemerkbar macht – die dann wiederum als potentielle Ehrenamtliche ausfallen.

Aber wie kann dieser Trend gebrochen werden? In der Diskussion wurde klar, dass die Ehrenamtlichen Unterstützung brauchen. Anlaufstellen wären hilfreich. Bereits jetzt gibt es im Landkreis einige Hauptamtliche, deren Job es ist, sich um Ehrenamtliche zu kümmern. Sie gibt es beim Caritas, beim Roten Kreuz, bei den Kirchen, im Landratsamt oder im Kreisjugendring. Der Kreisjugendring und die Kinder- und Jugendagentur des Landkreises haben zusammen bereits ein Unterstützungsprogramm zur Beratung der Vereine auf den Weg gebracht. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir viel Arbeit ersparen können“ kommentiert eine Anwesende die Vorstellungsrunde der Fachkräfte. Es gäbe also Unterstützung, es fehlt nur daran, dass die Ehrenamtlichen mit ihren Fragen bei den richtigen Leuten mit den Antworten ankommen. Ein Lösungsansatz könnten Ansprechpartner in den Gemeindeverwaltungen sein, die als Lotsen zu den Fachleuten fungieren könnten.

Die Fachleute selbst haben sich während der Corona-Pandemie zum „Netzwerk Ehrenamt“ zusammengeschlossen und begonnen, gemeinsam für Ehrenamtliche zu kämpfen. Die Aktionen „Ehrenamt – Du bist Gold wert“ und „Ehrenamt – Durchhalten, wir brauchen Dich“ während der Pandemie setzten das Signal, dass das Engagement gebraucht wird. Diese Diskussionsveranstaltung ist ein weiterer Baustein – und sicher nicht der letzte.

Die Veranstaltung wurde durch die finanzielle Unterstützung der „Allianz für Beteiligung“, die zivilgesellschaftliche Gruppen mit dem Förderprogramm „Beteiligungstaler“ unterstützt, möglich.

Die Auswertung der Umfrage bei den Ehrenamtlichen ist auf der Homepage des Kreisjugendrings abrufbar: https://www.kjr-sigmaringen.de/index.php/projekte-aktionen/ehrenamt-was-geht-nicht

Vereine mit Unterstützungsbedarf können sich beim Kreisjugendring (Anni Kramer) oder bei der Kinder- und Jugendagentur des Landkreises (Roland Schönbucher) melden.

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